Für die Runenhexe habe ich mich unter anderem mit allen möglichen Mythen zu Werwölfen beschäftigt. Natürlich durften da auch die Legenden der Wikinger nicht fehlen. Diese hier über die Wolfsfelle hat mir im Besonderen gefallen.

Die Geschichte von Sigmundr und Sinfjötli ist eine der ältesten und beliebtesten Geschichten der Wikingerwelt, die Jahrhunderte lang mündlich überliefert wurde, bevor sie um 1270 in der Vǫlsunga-Saga niedergeschrieben wurde.

Die Legende von Sigmundr und Sinfjötli

Zwei Diebe, Sigmundr und sein Sohn Sinfjötli stießen eines Abends zufällig auf ein Haus. Es schien leer zu stehen, also schlüpften sie hinein und fanden zwei wohlhabende Männer fest schlafend vor. Über den Schlafenden hingen zwei luxuriöse Wolfsfelle. Vater und Sohn bedienten sich – schließlich waren sie Diebe. Aber als sie die Felle anlegten, fingen sie an, auf allen Vieren zu gehen und bekamen lange, fangartige Zähne. Sie heulten den Nachthimmel an und fletschten die Zähne. Draußen im Wald standen sie mehreren Banden von Männern gegenüber und ließen keinen stehen – insgesamt mehr als 13 Opfer. Da niemand mehr zum Pirschen übrig war, griff Sigmundr Sinfjötli an und grub seine langen Zähne in den Hals seines Sohnes. Als ihm klar wurde, was er getan hatte, benutzte er ein magisches Kraut, um Sinfjötlis Gesundheit wiederherzustellen. Elf Tage nach ihrer Verwandlung kehrten Vater und Sohn schließlich in ihre menschliche Form zurück und verbrannten die schändlichen Felle.

Beitrag Werwolf Wikinger

Besessen von Werwölfen

Wie sich herausstellte, waren die Wikinger  besessen von Wölfen und den Menschen, die sich in diese verwandeln konnten. Es gibt über 50 verschiedene Werwolfgeschichten, die heute von den Wikinger überliefert sind. 

Wölfe, wie der Weltuntergang Fenrir, sind in ihre Mythologie verwoben. Wikinger-Kriegerbanden knurrten und heulten und bissen im Kampf und griffen manchmal sogar ihre Landsleute in ihrer Raserei an. Diese Raserei ist etwas, was Opfer von Wikingerüberfällen berichtet wurde.

Die Odin-verehrenden Kriegerbanden, die als úlfhéðnar bekannt sind, bissen sich laut Wikingersagen in ihre Schilde, stießen blutrünstige Geheul aus, kämpften mit ihren Fingernägeln und schienen im Kampf keine Schmerzen zu verspüren.

Anstelle traditioneller Rüstungen sollen úlfhéðnar Wolfsfelle getragen haben. Es könnte eine Art schamanistisches oder magisches Ritual gegeben haben, dem sich úlfhéðnar vor dem Kampf unterzog, um sich „spirituell mit dem Geist des wilden Tieres zu verbinden“, sagt der altnordische Literaturexperte Aðalheiður Guðmundsdóttir von der Universität von Island.

Für junge Wikingerkrieger war dies vielleicht eine notwendige Täuschung. „Es ist viel einfacher, in den Krieg zu ziehen und sich vorzustellen, ein wildes Tier zu sein“, sagt sie, „als der Teenager, der man ist.“

Dualität der Bedeutung

Und doch sind Wölfe, und insbesondere Rudel, auch ein Symbol für eine soziale Ordnung.

Die Dualität des Wolfs ist auch in der nordischen Mythologie verankert.  Im 10. Jahrhundert prophezeit die poetische Völuspá:

Dass an Ragnarok, dem Weltuntergang der Wikinger, Fenrir „die Fesseln reißen und der Wolf frei laufen wird“

Daraufhin fesselten die Götter den anthropomorphen Wolf Fenrir, Sohn des Trickstergottes Loki und der Riesin Angerboda, in magische Ketten. Was ihn bekanntermaßen nicht aufhielt und er an Ragnarok die Sonne verschlang und Odin, den König der Götter, tötete.

Und doch sind Wölfe (zusammen mit Raben) Odin gewidmet.

In dem Gedicht Grímnismál sollen zwei Wölfe, Geri und Freki, den Trickstergott überall hin begleiten. „Freki“ und „Fenrir“ werden in altnordischen Texten manchmal sogar synonym verwendet.

In seinem Buch Norse Mythology: A Guide to Gods, Heroes, Rituals, and Beliefs stellt der Folklorist John Lindow die Ironie fest, dass Odin einen Freki füttert und Nahrung für einen anderen Freki (oder Fenrir) wird.

Und was hast Du diese Woche Interessantes entdeckt?

Bis bald!

Wow, Besessenheit! Wo hab ich das denn schonmal gehört?

Vargr heißt Wolf und Exil

Das altnordische Wort für „Exil“, vargr, ist dasselbe Wort wie das für „Wolf“. In der Gesellschaft der Wikinger verbannt zu sein bedeutete, wie ein Wolf im Wald zu leben, ein Feind der Menschheit. Das bezieht sich aber allem Anschein nach eher auf den einzelnen Wolf, der abseits des Rudels lebt.

Ja, welcher Gott war wohl zuständig für diese Raserei-Zustände, frag’ ich mich? Sicher keiner des Friedens … eher ein Kriegsgott. Was meinst Du?
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FE Boulaich
Autor & Master Mind

Gott der Raserei

Odin, der gerne neben den Wölfen Geri und Freki auf seinem Thron dargestellt wird, war der nordische Gott des Krieges, des Wahnsinns, der Weisheit, der Heilung, des Todes und der Zauberei.

Letztendlich scheint der Mythos des Werwolfs bei den Wikingern so komplex und widersprüchlich wie ihr Gott.

Aber was uns die Artefakte, Sagen und Geschichten in jedem Fall zeigen, ist die große Bedeutung des Wolfs und des Werwolfs als Symbol für die Wikinger.

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FE Boulaich

Autor & Master Mind

FE Boulaich schreibt Urban Fantasy Geschichten über ihre Heimatstadt Berlin.

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